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Die politische Debatte auf Facebook

Wie auf Facebook Politik passiert: Der Digitalreport gibt Einblick

Einleitung von Ingrid Brodnig, Herausgeberin

Offensichtlich ist Facebook ein Tool, mit dem die Parteien Stimmung machen wollen. 3 Millionen Österreicher nutzen täglich das soziale Netzwerk und die Parteien stecken viel Geld und Energie in diesen Kanal. Doch wie erfolgreich sind sie? Und wie erhitzt oder doch ausgewogen ist die politische Debatte dort?

Diese Fragen beantwortet der Digitalreport: Er umfasst eine groß angelegte Datenanalyse, vertiefende Texte zur Reflexion sowie Unterrichtsmaterialien für Lehrerinnen und Lehrer. Zum Kernteam des Reports gehören der Datenspezialist Luca Hammer sowie die Artdirektorinnen Anna Hazod und Isabella Schlagintweit. Wir freuen uns, wenn Sie einen Blick auf diese Seite werfen – oder den Digitalreport als PDF herunterladen!

Wen die Parteien verlinken

Zwei Trends sind offensichtlich: Artikel der „Kronen Zeitung“ werden stark von der FPÖ und Parteichef Heinz-Christian Strache auf Facebook gepostet. Aufgrund der häufigen Verlinkung durch die Freiheitlichen liegt die Webseite der „Krone“ sogar auf Platz 1 der (von der Politik) meistgeteilten Seiten. Auch die Boulevardseite oe24.at wird von den freiheitlichen Accounts oft verlinkt. Der zweite deutliche Trend ist, dass alle Parteien ihre eigenen Kanäle forcieren. Die SPÖ zum Beispiel postet häufig Beiträge von kontrast.at, dem Blog des sozialdemokratischen Parlamentsklubs. Alle Parteien verlinken gerne auf ihre eigene Webseite, wobei die Liste Pilz hier am häufigsten auf sich selbst im Web verweist. Bei der ÖVP hingegen spielt weniger die Partei-Webseite eine Rolle – die digitale Strategie der Volkspartei scheint sich vorrangig um die Webseite von Parteichef Sebastian Kurz zu drehen.

Sechs Beobachtungen zu den Parteien

Alle Illustrationen auf dieser Webseite stammen von Anna Hazod

1 Prozent: Insgesamt betrachtet, hat die Facebook-Seite der ÖVP nur wenig Likes, Kommentare und Shares. Sie erhält gerade einmal 1 Prozent der Interaktion der politischen Seiten. Parteichef Sebastian Kurz erntet hingegen 31 Prozent der Gesamtinteraktion. Das zeigt, wie massiv die gesamte digitale Strategie der ÖVP auf dem Parteichef aufbaut. Einfach gesagt: Während die ÖVP auf Facebook ein Zwerg ist, ist ihr Parteichef Kurz ein Riese (und dieses Ungleichgewicht ist deutlich größer als bei den anderen Parteien).

45 Mal hat die SPÖ zwischen 1. Januar bis 1. Juni 2018 auf ihre eigenen Adressen spoe.at und kontrast.at (das Blog des SPÖ-Parlamentsklub) verwiesen. Man kann daran erkennen, wie sehr die Parteien in den vergangenen Jahren dazu über gegangen sind, ihre eigenen Kanäle im Netz zu forcieren.

139 Mal hat Heinz-Christian Strache in rund fünf Monaten die Webseite der „Kronen Zeitung“ auf seinem offiziellen Account geteilt. Krone.at war deswegen mit Abstand die meistgeteilte Seite in der Auswertung.

45,5 Prozent: Mit Humor spielen die Neos – das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. 45,5 Prozent der gesammelten Facebook-Reaktionen sagen „haha“, ein deutlich höherer Schnitt als bei allen anderen Parteien. Denn verglichen mit anderen Parteien, fallen die Neos mit einer deutlich unterhaltsameren Bildsprache, zum Beispiel mit Katzenbildern, auf.

28 Beiträge hat Peter Pilz zwischen dem 1. Januar und 1. Juni 2018 veröffentlicht – er postet mit Abstand am wenigsten. Es ist extrem ungewöhnlich, dass der Chef einer Parlamentspartei eine so geringe Facebook-Aktivität aufweist. Zum Vergleich: Heinz-Christian Strache postete 523 Mal, Sebastian Kurz 386 Mal, Christian Kern 345 Mal, Matthias Strolz 270 Mal und auch Werner Kogler verfasste 198 Beiträge.

41.648 Likes sammelten die Grünen zwischen 1. Januar und 1. Juni 2018. Zum Vergleich: Die FPÖ erhielt 279.434 Likes und bei der SPÖ waren es 187.288. Auch diese Zahlen zeigen, wie schwer sich die kleineren Parteien auf Facebook tun. Einerseits liegt dies wohl daran, dass diese Parteien generell eine kleinere Wählergruppe ansprechen (siehe Wahlergebnis). Andererseits kann es auch sein, dass andere Parteien pompösere Zahlen vorweisen können, weil sie mehr Geld in Facebook-Werbung stecken und somit mehr Menschen eingeblendet werden. Von außen lässt sich leider nicht eruieren, wieviel Geld die jeweiligen Parteien in die Sichtbarkeit auf Facebook stecken.

Wie wurden die Daten gesammelt? Ein paar Fragen an Luca Hammer

Für den Digitalreport wurden Millionen von Facebook-Daten analysiert. Wie bist du zu den Daten gekommen?

Luca Hammer Alle Daten wurden über die Programmierschnittstelle von Facebook erfasst, kurz „API“ genannt. Das kann  jeder machen: Man meldet sich dafür an, schreibt ein passendes  Programm und kann dann öffentliche Daten abrufen.

Welche Daten kann man denn so abrufen?

L.H. Grundsätzlich geht es um alle öffentlichen Daten von Facebook-Pages, also deren Beiträge, die Anzahl der Likes, Kommentare und Shares – auch die Inhalte von Kommentaren. Nicht jedoch wer eine Page oder einzelne Beiträge likt. Auch andere relevante personenbezogene Daten sind nicht mehr abrufbar.

Lange als einzige erfolgreich: die FPÖ auf Facebook – ein Zeitverlauf

Diese Grafik zeigt, wie viel Likes, Kommentare und Shares die Parteien und ihre Spitzenkandidaten ernten. Eines wird deutlich: Die FPÖ dominiert – lange Zeit erhielten andere Parteien nur einen Bruchteil der Interaktion der Freiheitlichen. Doch seit Anfang 2016 tut sich etwas: Auch (mittlerweile) ÖVP-Chef Sebastian und SPÖ-Chef Christian Kern erzielen einige Likes, Kommentare und Shares. Somit wird Facebook zunehmend zu einem Dreikampf. Die kleineren Parteien jedoch erzielen weitaus weniger Interaktion auf Facebook. Es ist übrigens auch möglich, dass Parteien viel Interaktion erhalten, weil sie viel Geld in Werbung stecken – und ihre Posts dann umso mehr Menschen angezeigt werden. Die Höhe der Facebook-Werbung lässt sich von außen nicht messen.

Fleißig beim Posten: die Parteien

Dass manche Parteien weniger Likes ernten, liegt jedenfalls nicht daran, dass sie zu wenig posten würden: Hier sieht man, dass zum Beispiel auch die Grünen und die Neos schon seit längerer Zeit fleißig auf Facebook posten – doch obwohl sie viele Beiträge verfassen, erzielen sie weniger Interaktion. Man sieht auch deutlich, dass es Höhepunkte gibt, bei denen die Parteien auf sozialen Medien aktiver sind: Etwa zur Nationalratswahl 2013 und zur Nationalratswahl 2017, hier stieg die Aktivität massiv an.

Dreikampf auf Facebook: Wie Strache, Kurz & Kern Likes ernten

 

Drei Parteien dominieren die Debatte auf Facebook: FPÖ, ÖVP und SPÖ erhalten deutlich mehr Likes, Kommentare und Shares als die anderen. Heinz-Christian Strache und Sebastian Kurz liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Jedoch ist die FPÖ insgesamt stärker: Strache und FPÖ-Account erzielen zusammen 42 Prozent der Interaktion, Kurz und ÖVP liegen bei 32 Prozent.

Wie viele Likes, Kommentare und Shares die Parteien erhalten

Näher aufgeschlüsselt: Hier sieht man die genaue Verteilung der Likes, Kommentare und Shares. Das Kopf-an-Kopf-Rennen von Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache wird deutlich. Die erfassten freiheitlichen Accounts werden auch vielfach geteilt.

Welche Parteien Wut und welche Gelächter auslösen

Seit 2016 kann man auf Facebook auch auf Love/Haha/Wow/Traurig/Wütend klicken. Vergleicht man die Emotionen, die die Parteien auf Facebook auslösen, zeigen sich faszinierende Unterschiede:

• Bei der ÖVP dominiert „Love“, ebenso bei der Liste Pilz.

• Die Neos sind die einzige Partei, bei der „Haha“ überwiegt.

• Wut ist wiederum die dominante Reaktion bei FPÖ, SPÖ und Grünen.

Laute Minderheit: Wie eine kleine Gruppe die politische Debatte dominiert



Hyperaktive User: Die aktivsten 20 Prozent der Nutzer sind für 73 Prozent der Postings verantwortlich. Wir haben 768.016 Kommentare ausgewertet, die zwischen 1. Januar und 14. Oktober 2017 auf den Pages der Parteien oder ihrer Spitzenkandidaten gepostet wurden. Auf den ersten Blick ist die Facebook-Debatte pluralistisch: Immerhin haben 172.435 Facebook-Nutzerinnen und Nutzer mitdiskutiert. Nur hinterlässt die Hälfte der User lediglich ein Posting im Beobachtungszeitraum. Die meisten posten also wenig – und ganz wenige posten viel.

Die Facebook-Debatte ist auch ein Zerrspiegel: Man sieht nicht unbedingt, was „das Volk“ denkt. Ein Großteil der Kommentare zeigt vor allem, was eine lautstarke Minderheit meint.

Welche Parteien oft den Nutzern antworten (und welche selten)

Die Grafik zeigt, dass nicht alle Parteien gleich oft auf User-Kommentare antworten: Im Jahr 2017 (von Beginn des Jahres bis zur Nationalratswahl) reagierte das Team von Sebastian Kurz am häufigsten auf Nutzer und schrieb öffentlich sichtbare Kommentare auf der eigenen Page. Während die Mitarbeiter von Kurz mehr als 1600 Mal reagierten, tat dies das Social-Media-Team von Heinz-Christian Strache nur 86 Mal. Dabei erhielten gerade Strache und Kurz extrem viele User-Kommentare.

Worüber schreiben die Parteichefs?

Diese Worte benutzt Sebastian Kurz auf Facebook häufig:

Diese Worte benutzt Christian Kern auf Facebook häufig:

Diese Worte benutzt Heinz-Christian Strache auf Facebook häufig:

Diese Worte benutzt Matthias Strolz auf Facebook häufig:

Diese Worte benutzt Peter Pilz auf Facebook häufig:

Diese Worte benutzt Werner Kogler häufig:

Zum Vergrößern der Bilder darauf klicken. Je größer ein Wort ist, desto häufiger kam es in den Postings des jeweiligen Politiker-Accounts vor.

Google hat immer Recht

Wie nutzen Jugendliche soziale Medien anders als Erwachsene? Barbara Buchegger von der  Initiative Saferinternet.at gibt Einblick – und erklärt die Risiken und Unklarheiten, denen Teenager bei der Informationssuche ausgesetzt sind

Noch vor wenigen Jahren stiegen Jugendliche mit 10 oder 12 Jahren ins Internet ein. Das ist sprunghaft nach unten gegangen: Wir beobachten derzeit einen Einstieg ins Netz zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr. Zwar haben die Kinder in diesem Alter keine eigenen Geräte, aber sie nutzen jene der Eltern oder großen Geschwister. Noch ehe ein Kind ein eigenes Smartphone oder Computer besitzt, hat es schon viele Erfahrungen online gesammelt – nicht immer nur angenehme. Gerade Kinder nutzen Geräte häufig nicht nur Geräte mit einem Bildschirm, auch Sprachsteuerung ist zunehmend in Verwendung. Das Kleinkind, das im Einkaufszentrum die nervige Musik mit „Alexa, Musik aus“ abdrehen möchte, ist keine Seltenheit mehr. Das Baby, das ein Magazin oder den Fernseher mit Wischbewegungen steuern will, auch nicht.

Das Ganze zeigt: Das Internet ist für Kinder und Jugendliche so selbstverständlich wie für die Eltern der Kugelschreiber. Wir bei Saferinternet.at beraten Eltern, LehrerInnen, Jugendliche und auch SeniorInnen – und sehen große Unterschiede zwischen den Generationen.

Inmitten einer lauten Minderheit

Liefert Facebook einen Einblick, was „das Volk“ denkt? Wohl kaum! Das zeigt eine beeindruckende Recherche des Onlinemediums mokant.at, bei der Millionen von Kommentaren im Wahlkampf analysiert wurden. Chefredakteurin Sofia Palzer-Khomenko erklärt, wie eine Minderheit die Debatte prägt

Es ist Anfang November 2017. Der Nationalratswahlkampf ist gerade zu Ende gegangen. Wir – die Mitglieder des Rechercheteams von mokant.at – sitzen in meinem Wohnzimmer an unseren Laptops. Vor uns: Leere Kaffeetassen und ein Berg von Daten. Er enthält 2,9 Millionen Kommentare. Es sind Kommentare, die Facebook-User in den Monaten vor der Wahl auf 40 Facebook-Seiten von Medien und Politikern gepostet haben. Werden uns die Daten etwas über den politischen Diskurs auf Facebook verraten können? Wir fangen an: es gibt viel zu rechnen.

Als wir einige Monate zuvor mit unserer Recherche zum politischen Diskurs auf Facebook beginnen, treibt uns vor allem die Frage an, wie sich Fake News verbreiten. Auf den ersten Blick scheinen es tausende Menschen zu sein, die aus Wut, Angst oder Interesse Meldungen teilen. Doch bald machen wir eine interessante Entdeckung: Gewisse User kommen uns immer wieder unter. Meist sind es „Geister-Accounts“, User, die kaum Informationen über sich preisgeben. Dafür sind sie hochaktiv, posten ununterbrochen.

Datenanalyse im Zeitalter sozialer Netzwerke

Wie einfach und doch schwierig das Erstellen von Datenanalysen ist, erklärt Luca Hammer. Denn zunehmend lässt sich beobachten, dass Facebook den Zugriff auf seine Daten einschränkt.

Lange Zeit waren Datenerhebungen äußerst aufwändig. Man musste die chaotische Welt in einfache Skalen verwandeln. Etwa durch Umfragen oder Beobachtungen. Im Internet wird die Vermessung der Kommunikation hingegen einfacher: Bei sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter liegen die Daten bereits in digitaler Form vor. Wenn die jeweilige Plattform es zulässt, können die dort öffentlich geposteten Daten mit einigen Zeilen Programmcode erhoben und für die Auswertung genutzt werden. Plattformen wie Facebook, Twitter und YouTube bieten solche Schnittstellen an: Informatiker, Journalisten, Wissenschaftler können damit automatisiert öffentliche Daten der Plattform erfassen und dann auswerten.

Statt Stichproben können bei sozialen Medien Vollerhebungen durchgeführt werden. Jeder öffentliche Beitrag, jeden Kommentar und jede Reaktion in den letzten zehn Jahren könnten erfasst und ausgewertet werden. „Könnten“, weil die Plattformen nicht (mehr) Zugriff auf alles geben.

Fake oder Fakt?

Das Netz ist voll mit Fakes und Halbwahrheiten. Mit ein paar Tricks fällst du nicht darauf hinein

Diese Nachrichten werden oft mit vielen Rufzeichen verbreitet, sie machen wütend und nicht selten steht zu Beginn: „Skandal“, „Alarm“ oder „Frechheit“: Fake News (absichtliche Falschmeldungen) konnten noch nie so einfach transportiert werden wie heute. Das Ziel der Absender: Sie verfolgen politische oder finanzielle Interessen. Politische Extremisten versuchen, Stimmung zu machen, indem sie etwa Hass gegen bestimmte Minderheiten schüren. Am besten bleibst du kritisch und prüfst nach.

Wir können drei Arten von Fakes unterscheiden:

• (Bösartige) Scherze

• Betrug und Phishing

• Politische Propaganda

Harmlos ist nur die erste Form der Falschinformationen. Dazu zählen bösartige Scherze, etwa über Größen der Society. Immer wieder wird das Gerücht verbreitet, ein Promi wäre kürzlich ums Leben gekommen – das ist unter anderem dem US-Rapper Kanye West passiert. Das Gerücht lässt sich leicht widerlegen, der Schaden ist gering. Gefährlicher sind betrügerische Fakes: Da werden dir große Gewinne versprochen oder du wirst eingeladen, auf einen Link zu klicken. Vorsicht: Oft geht es darum, Daten von dir zu stehlen oder einen Virus zu installieren.

Ein Bild lügt mehr als 1000 Worte

Manipulierte Bilder sind eine beliebte Propaganda-Methode. Kannst du sie erkennen?

Die Möglichkeiten zur Bildbearbeitung werden immer besser – mittels moderner Software entstehen nicht nur schicke Werbeplakate. Bearbeitete Fotos und Videos werden auch verwendet, um Fake News glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Und nicht nur das: Oft wird gar kein Foto oder Video manipuliert. Es reicht schon, ein älteres Bild in einen neuen Zusammenhang zu setzen. Fälscher behaupten zum Beispiel, ein Foto würde einen Terror-Attentäter zeigen. Doch in Wirklichkeit zeigt das Bild eine unschuldige Person, deren Foto aus dem Internet geklaut wurde.

Auch Photoshop ist nicht der einzige Weg, um Fakes zu erstellen. Mit Körper-Doubles können Parodie-Fotos von Prominenten angefertigt werden. Mit sogenannten „Deep Fakes“ können inzwischen sogar Gesichter in Videos ausgetauscht werden – das Ergebnis sieht täuschend echt aus. Im Netz verbreiten sich diese gefälschten Aufnahmen rasend schnell. Viele sind harmlos und werden von leichtgläubigen Usern geteilt. Bei anderen Bildern stecken politische Interessen dahinter. Bilder müssen also nichts darüber aussagen, ob eine Nachricht stimmt. Über den französischen Präsidenten Emmanuel Macron wurde etwa die Falschmeldung verbreitet, er würde sein Geld in Steueroasen parken. Als Beleg kursierte im Netz ein Dokument mit seiner vermeintlichen Unterschrift – sie wurde gefälscht.

Hilfe gegen Hass

Du kannst etwas tun, wenn online gegen Minderheiten gehetzt wird oder Freunde gemobbt werden

Hassposter und Mobber haben im Netz leichtes Spiel: Sie müssen ihren Opfern nicht ins Gesicht sehen. Sie schicken ihre bösartigen Kommentare ab, während sie sich hinter ihrem Bildschirm verstecken. Hassposter gehen teils pauschalierend auf gesellschaftliche Minderheiten los, etwa auf Homosexuelle oder Migranten. Auch Sexismus ist ein Problem: Viele Frauen haben mit bösartigen Kommentaren zu kämpfen. Nicht selten sind Fake News Auslöser von hetzerischen Online-Tiraden. Teilweise richtet sich der Hass aber auch gegen konkrete Personen. Das kann dann Ausmaße von Mobbing annehmen. Doch auch im Netz gilt das Gesetz und du kannst dich wehren.

Das kannst du gegen Hasspostings im Internet tun:

• Wende dich an die Beratungsstelle gegen Hass im Netz, wenn du selbst betroffen bist (siehe beratungsstelle.counteract.or.at).

• Halte dagegen. Die Gegenrede wird den Hassposter selten überzeugen – aber Argumente können stille Mitlesende erreichen, die sich anhand der Diskussion eine Meinung bilden. Wichtig dabei: Fakten recherchieren, sachlich bleiben.

• Informiere den Webseitenbetreiber oder das soziale Netzwerk und verlange die Löschung sexistischer oder hetzerischer Beiträge.

• Blockiere Hater – das ermöglichen die meisten sozialen Medien. Das sollte aber nur das äußerste Mittel sein, wenn Dialog sinnlos erscheint.

• Manche Hasspostings können strafrechtlich relevant sein. So könnte etwa der Tatbestand der Verhetzung, der Beleidigung, der üblen Nachrede oder des Cybermobbings erfüllt sein. Lass dich davor unbedingt juristisch beraten – zum Beispiel von der Beratungsstelle gegen Hass im Netz

Das Posting-Barometer trügt

In den Foren von Zeitungen haben die User oft eine klare Meinung. Sind sie der Durchschnitt der Bevölkerung?

Kommentare und Bewertungen sind eine praktische Sache: Wer online ein Hotel bucht, ein Restaurant auswählt oder bei einem Versandhandel bestellt, verlässt sich gerne auf die Meinungen anderer Kunden. Und oft liegt die Schwarmintelligenz (das gemeinsame Wissen vieler Internetnutzer) ja wirklich richtig. Doch nicht immer geht es fair zu: Zum Beispiel gibt es unseriöse Geschäftsleute, die sich freundliche Bewerbungen kaufen. Und auch bei politischen Debatten im Netz – in Foren von Online-Zeitungen und auf sozialen Medien – sollte man vorsichtig sein: Auswertungen zeigen, dass bei politischen Seiten oft nur wenige Nutzer die Masse der Postings schreiben. Sie posten, kommentieren und liken mehr als alle anderen. So ist es denkbar, dass ein Teil dieser extrem aktiven User Mitarbeiter in Parteien oder extrem aktive Fans sind – die alle anderen niedertexten wollen. Die Postings im Internet spiegeln nicht zwingend die Meinung der Durchschnittsbevölkerung wider, eine laute Minderheit kann wie eine Mehrheit erscheinen. Das gilt auch für nicht-repräsentative Online-Umfragen. Hinzu kommt: Postings und Likes von Fake-Accounts können im Netz um wenig Geld gekauft werden.

So bildest du dir deine eigene Meinung:

• Verfolge die Berichte unterschiedlicher Medien. Aber achte darauf, dass sie alle seriös arbeiten.

• Die Kommentare von Zeitungslesern und Facebook-Usern können interessante Gedanken oder weiterführende Informationen beinhalten. Aber bedenke: Die Meinungen im Netz sind nicht repräsentativ. Oft posten jene User, die extrem von einer Sache überzeugt sind.

Weißt du noch, was du letzten Sommer gepostet hast?

Bilder und Kommentare, die du postest, sind jahrelang online. Sie bestimmen, wie andere dich sehen

Stelle dir vor, du hast eine tolle Ausbildung abgeschlossen, und du bewirbst dich bei einem deiner Traumjobs. Was wird dein zukünftiger Arbeitgeber wohl tun, wenn er deine Bewerbungsunterlagen durchsieht? Er wird vermutlich deinen Namen googeln, um ein vollständigeres Bild von dir zu bekommen. Mag sein, dass der Arbeitgeber schön gestaltete Projektarbeiten und nette Urlaubsfotos findet. Vielleicht stößt er aber auch auf beleidigende Kommentare – und auf unvorteilhafte Fotos von dir. Das muss nicht sein: Es ist sinnvoll, sich zu überlegen, wie man von anderen wahrgenommen werden will. Jeder kann selbst an seinem digitalen Image feilen. Nachrichten auf WhatsApp, Snapchat und Co sind dabei weniger problematisch als öffentliche Postings auf Facebook oder Instagram. Man sollte immer bedenken: Wer kann sehen, was ich poste? Und natürlich können auch Fotos, die im Privatchat ausgetauscht wurden, öffentlich im Netz landen. Denn meist hat man nicht die volle Kontrolle über die eigenen Bilder und Daten – auch andere Personen können Inhalte über einen weiterverbreiten. Wichtig ist, Bescheid zu wissen, welche Infos online über einen zu finden sind.